NeuroSonanz- & Novosilienz-
Metakonzept

 

Konsequenzen aus Prämisse 2

Alles strebt nach Gleichgewicht. Dementsprechend strebt auch jeder Mensch nach Gleichgewicht. Jeder nach einem anderen Gleichgewicht.

(Zunächst eine Wiederholung:)

- Wie wir aus dem Straßenverkehr wissen, kommt es schnell zu Unfällen und Konflikten, wenn alle mit gleicher Energie unnachgiebig ihre eigenen Ziele (Gleichgewichte) verfolgen. Um diese Konflikte zu vermeiden, benötigen wir eine Verkehrsordnung und Regelungen, wie z. B. Straßenschilder und Ampeln. Durch eine Ampel wird das allgemeine Streben geordnet in diejenigen, die ihren Bestrebungen frei folgen können (Grün), und diejenigen, die den anderen Vortritt / Vorfahrt geben und bei Rot warten. Durch diese Konflikt-Vermeidungs-Regelung entstehen zwei Verhaltensmuster:

a) konzentriert zum eigenen Ziel (Gleichgewicht) streben

b) dem Streben eines anderen Menschen Vorrang geben, ihm den Raum für seine Zielstrebigkeit lassen (kann natürlich auch freiwillig geschehen - ohne Regelungen)

- "Zum eigenen Ziel streben (grüne Ampel)" wird in dem Metakonzept die "Spieler-Rolle" (oder auch "Bedürfnis-Rolle") genannt.

- "Vom Streben zum eigenen Ziel vorübergehend loslassen (rote Ampel) und dadurch dem Ziel eines anderen zur Verfügung stehen" wird in dem Metakonzept die "Fürsorge-Rolle" genannt (Die Fürsorge-Rolle ist eine Kombination aus "Mitspieler-Rolle", "Nicht-Spieler-Rolle" und "Alles-Spieler-Rolle").

Siehe dazu das kostenfreie E-Book (PDF) von Olaf Jacobsen: "Wie wir uns ändern und die Erde retten"

Siehe dazu auch im Lebensfreude-Training den Schritt 3: "Gib dir selbst oder deinem Gegenüber Vorrang".

 

- Haben wir die Spieler-Rolle eingenommen und konzentrieren uns auf unser eigenes Ziel / Wunsch / Bedürfnis / Vision ..., dann können nur wir selbst spüren oder wissen, wann wir unser Ziel (Gleichgewicht) erreicht haben und zufrieden sind. Wir sind der einzige Mensch, der den besten Kontakt zu uns selbst hat. Nur wir kennen unser Ziel. Nur wir können in uns hineinfühlen. Nur wir fühlen, ob ein Weg richtig und zielführend ist oder ob er falsch ist. Nur wir fühlen, ob uns etwas guttut oder wir uns unwohl fühlen, ob wir im Gleichgewicht sind oder im Ungleichgewicht, ob etwas für uns stimmig oder unstimmig ist. Wir haben die "Wertungshoheit" (Würde) über unser eigenes Bestreben. Nur wir können bewerten, was für unsere Bestrebungen passt und was nicht. Diese Klarheit über uns selbst haben nur wir - ganz allein. Aufgrund unserer unterschiedlichen Gehirne / Perspektiven kann sich niemand anderes klar sein, was uns guttut und was nicht. Andere können uns nur Angebote machen, aber nicht werten, weder positiv noch negativ (eine Wertung anderer über unser Bestreben wäre eine Entwürdigung).

Selbst wenn wir keine Klarheit über uns selbst zu haben scheinen, dann sind wir uns zumindest klar, dass wir gerade keine Klarheit haben. Und wir sind uns klar, was genau uns Klarheit bringt und was nicht.

 

- Streben wir danach, dass andere Menschen uns so gut wie möglich verstehen, dann müssen wir aufgrund unserer unterschiedlich konstruierenden Gehirne geduldig und liebevoll immer wieder neu erklären, werten, korrigieren, ergänzen etc. Dabei werden wir nie ein vollständiges Verständnis beim anderen erreichen. Es bleibt ein permanenter Kennenlernprozess und ein permanentes Streben nach einem immer besseren Verständnis.

 

 

Weitere Konsequenzen

 

- Sind wir uns unserer eigenen Ziele und unserer Spieler-Rolle immer bewusst, dann können wir das Gefühl von Selbstbestimmtheit, Selbstwirksamkeit und von Lebensfreude entwickeln. Denn auch, wenn wir in der Mitspieler-Rolle jemand anderem für sein Ziel zur Verfügung stehen, hat eine Seite in uns sich dafür entschieden, in die Mitspieler-Rolle zu gehen. Es gibt in uns ein entsprechendes eigenes Ziel, warum wir die Mitspieler-Rolle einnehmen.

Werden wir uns dieses Ziels wieder bewusst, dann werden wir uns auch wieder unserer Selbstbestimmtheit bewusst. Auf diese Weise können wir Situationen mit "Opfer-Gefühlen" wesentlich reduzieren und gleichzeitig Situationen mit Gefühlen der Selbstbestimmung wesentlich erhöhen.

 

- Wir bestimmen immer frei über unser Leben, über unseren Körper und über unser Sein. Niemand anderes kann das, weil niemand anderes unser Leben lebt, unseren Körper besitzt und unser Sein "ist". Das ist unsere Würde.

Sobald ein anderer Mensch über unser Leben, über unseren Körper oder über unser Sein zu bestimmen versucht, fühlt es sich wie eine Entwürdigung an.

Eine Entwürdigung beginnt schon dort, wo andere Menschen "denken", dass sie uns zu kennen meinen. Sie meinen zu wissen, wer und wie wir "sind". Dadurch bestimmen sie schon in ihren Gedanken über unser "Sein". Das ist entwürdigend für uns.

Wenn sich andere Menschen aber bewusst sind, dass sie sich nur ein "Bild" von uns machen und niemals wirklich wissen können, wie und wer wir wirklich sind, wenn also andere Menschen bei ihren Vorstellungen über uns immer eine gewisse "Grundunsicherheit" haben und hinter ihr Bild von uns ein großes Fragezeichen setzen, dann bleiben wir bezogen auf unser Sein als letztendlicher "Bestimmer" gewürdigt.

 

- Wir bestimmen frei darüber, wie stark wir an einem eigenen Wunsch festhalten, ob wir ihn ein bisschen locker lassen oder ob wir ihn entweder für eine gewisse Zeit oder für immer komplett loslassen. Durch diese Regelung, wie wir selbst mit einem eigenen Wunsch umgehen, können wir unsere Gefühle und damit auch unser Verhalten indirekt steuern.

Halten wir an einer Bestrebung stark fest, dann sind wir auf der einen Seite besonders konzentriert und motiviert, das Ziel zu erreichen. Es fließt (= grüne Ampel). Auf der anderen Seite entsteht eine Ärger-Energie, wenn uns etwas dazwischen kommt oder wir durch äußere Umstände zum Loslassen gezwungen werden (rote Ampel). Im schlimmsten Fall schimpfen, schreien oder kämpfen wir.

Können wir bei einem auftauchenden Hindernis aber von einer Bestrebung gut loslassen und uns den äußeren Bremsen frei anpassen, sie frei erforschen und neue Wege finden (die sogenannte "Alles-Spieler-Rolle" einnehmen - mit der Haltung, dass alles dazugehört), dann verschwinden sofort unsere Ärger- und Stressgefühle. Stattdessen sind wir neugierig und erforschen das Unerwartete und die Folgen, die das Hindernis und unser Loslassen haben werden.

 

- Die zielbezogene Wertung: Bezogen auf unser Ziel oder auf unseren Wunsch wissen wir immer selbst am besten, was uns weiterhilft und was nicht, was dazugehört und was nicht, was uns unser Ziel erreichen lässt oder unseren Wunsch erfüllt und was nicht. Verfolgen wir kein bestimmtes Ziel, dann haben wir in dem Moment auch keine Wertung. Spüren wir im Alltag eine bestimmte Wertung in uns, finden wir etwas gut oder schlecht, hilfreich oder blöd, positiv oder negativ, dann stehen dahinter immer bewusste oder unbewusste Ziele, Wünsche, Gewohnheiten, Moralvorstellungen, Visionen etc. Wenn uns etwas stört, dann wollen wir gerade etwas anderes. Unser Umfeld stört uns darin, dieses andere Ziel zu erreichen.

Nur wenn wir in uns Ziele oder Wünsche haben, können wir auch eine Wertung (Werte) entwickeln. Es gibt keine "reinen Werte", sondern immer nur "zielbezogene" Werte. Ein Gemälde eines Künstlers hat nur einen Wert, wenn Menschen es haben wollen und dafür Geld bezahlen. Will niemand das Gemälde haben, strebt also niemand nach dem Besitz dieses Gemäldes, dann hat es keinen Wert. Der Wert eines Gemäldes hängt also von dem Wunsch nach Besitz ab. Bewertungen, Werte, Urteile sind immer mit Zielvorstellungen gekoppelt. Ohne Zielvorstellungen (z. B. ohne Gesetze, die eingehalten werden sollen) gibt es keine "Verurteilungen", keine Urteile, keine Werte, keine Bewertungen.

 

- Schuldzuweisungen: Wenn Wertungen immer an Zielvorstellungen geknüpft sind, gibt es eine brisante logische Konsequenz. Werten wir das Verhalten anderer Menschen als negativ, dann müssten wir dazu immer ergänzen: "Ich bewerte dein Verhalten negativ, weil dein Verhalten nicht zu meiner Zielvorstellung passt. Aber für meine Zielvorstellung und daher auch für meine Bewertung kannst du nichts. Du hast keine Schuld an meiner Bewertung. Du trägst nur die Verantwortung für dein Verhalten - aber keine Verantwortung für meine Wünsche, für mein Bewerten und für meine Reaktion auf dein Verhalten."

Demnach haben wir als Kind eine (aus der Sicht des Metakonzepts) unstimmige Sichtweise gelernt. Die Sichtweise, dass unser Verhalten dafür verantwortlich ist, wie unser Umfeld uns bewertet ("Du bist schuld, dass ich dich jetzt bestrafen muss, weil du etwas falsch gemacht hast!").

Wir sind immer frei, diese Sichtweise selbst zu ändern. Die freie, Unabhängigkeit erzeugende Sichtweise ist: Jeder ist selbst dafür verantwortlich, welche Sichtweise er wählt. Und so können wir selbst die Sichtweise wählen: Unser Gegenüber ist immer frei, welche Sichtweise unser Gegenüber wählt und wie es unser Verhalten aufgrund seiner Sichtweise, seiner Ziele, Wünsche, Bedürfnisse, Moralvorstellungen, Visionen ... bewertet. Wir sind also immer unschuldig an der Bewertung unseres Gegenübers.

Wir können zwar die Bewertungen einer Jury in gewisser Weise beeinflussen, indem wir unser Bestes geben, aber eine "Macht" haben wir nicht über die Bewertungen einer Jury - und damit auch keine Verantwortung und keine Schuld.

 

- Wenn wir das Ziel haben, uns selbst mit unserem eigenen Verhalten wohler zu fühlen (Spieler-Rolle), dann ist es aus der Sicht des Metakonzepts unstimmig, dazu andere Menschen und ihr Verhalten oder ihre Bewertungen als Vorbilder oder als Maßstab zu nutzen. Stimmig ist es, sich auf sein eigenes Stimmigkeitsgefühl zu konzentrieren und diesem Stimmigkeitsgefühl zu folgen. Was passt für uns und was passt nicht? Je wohler und stimmiger wir uns fühlen, umso näher sind wir an unserem Wohlfühlziel dran. Entweder erreichen wir dieses Wohlfühlziel, indem wir unser Verhalten so lange verändern, bis wir uns wohlfühlen, oder indem wir unsere Sichtweisen und Zielvorstellungen und Deutungen so lange verändern, bis wir uns wohl fühlen. Forscher machen nichts anderes: Sie verändern so lange ihre eigenen Theorien (Deutungen), bis sie zu den praktischen Erfahrungen passen, die sie beobachten.

Natürlich können wir für unsere Suche nach stimmigeren Verhaltensmustern und Sichtweisen andere Menschen, ihr Verhalten, ihre Sichtweisen als "Anregung" nutzen, aber nicht als "Vorbild". Denn als Orientierung in der Spieler-Rolle dient uns immer unser eigenes Stimmigkeitsgefühl.

Nur wenn wir das Ziel haben, einen anderen Menschen zufrieden zu stellen oder seine Bewertungen zu beeinflussen, indem wir unser eigenes Verhalten verändern (Mitspieler-Rolle) und seinen Wünschen so gut wie möglich anpassen, dann passt es, diesen anderen Menschen als Vorbild zu nutzen und sich an seinem Verhalten, seinem Maßstab und seinen Bewertungen gezielt auszurichten.

 

- Den Zustand von "Flow" können wir nur in der Spieler-Rolle erleben, während wir voll konzentriert einem eigenen Ziel folgen. In dieser Konzentration kann ein wundervolles Gefühl von Flow entstehen (siehe auch das Spiel von Kindern, die in ihre Fantasiewelt voll eintauchen und ihren "Zielen" und "Visionen" im Flow folgen).

In der Mitspieler-Rolle, wenn wir dem Ziel eines anderen Menschen zur Verfügung stehen, gibt es diesen Flowzustand nicht. Wir sind auf natürliche Weise unsicher, lassen uns immer wieder vom anderen korrigieren und versuchen, auf optimale Weise den Anweisungen und Wünschen des anderen zu folgen. Unsere Aufmerksamkeit ist im optimalen Fall auf unser Gegenüber (auf den Zielkenner) gerichtet und wir versuchen, auf unser Umfeld auf optimale Weise zu reagieren. Diese permanente Bereitschaft, auf das Umfeld reagieren zu "müssen", lässt kein Gefühl von Flow zu. Das ist in der Mitspieler-Rolle vollkommen normal!

Wünschen wir uns beim Helfen einen Flowzustand, dann entsteht ein Konflikt zwischen zwei Bestrebungen in uns und es entstehen "Genervtgefühle":

a) die Bestrebung, dem anderen Menschen so optimal wie möglich für seine Ziele zur Verfügung zu stehen.

b) die Bestrebung, ein Flow-Gefühl zu spüren, das entsteht, wenn man einem eigenen Ziel optimal folgt.

Der Konflikt ist: Wir wollen einen Flow-Zustand fühlen, werden aber durch die Wünsche / Anweisungen / Korrekturen des Gegenübers, dem wir zur Verfügung stehen wollen, immer wieder "gestört".

Lösung dieses Konfliktes: Entweder ohne Wunsch nach Flow einem anderen Menschen optimal helfen - oder sich komplett auf ein eigenes Ziel konzentrieren und hier den Flow erleben.

In diesem Zusammenhang gibt es kein "sowohl - als auch".

Wir können unser Gefühl beim Helfen besonders positiv gestalten, wenn wir das eigene Ziel verfolgen: "Ich konzentriere mich voll darauf, mein Bestes zu geben, der anderen Person optimal zur Verfügung zu stehen und ihr optimal zu helfen, indem ich auf Flow verzichte und den Kontakt zu mir selbst etwas in den Hintergrund stelle, indem ich meiner natürlichen Unsicherheit zustimme, indem ich durch Nachfragen ihre Zielvorstellung so gut wie möglich verstehe, ihren Anweisungen folge und ihre Korrekturen versuche, optimal umzusetzen. Dass ich auf diese Weise mein Bestes gebe, begeistert mich!"

Sollte hier kein Begeisterungsgefühl lebbar sein, dann gibt es möglicherweise einen mit Stress verknüpften inneren Anteil, der durch die "Mitspieler-Rolle" getriggert wird und den man mithilfe der Selbstheilungszelle entstressen kann (siehe dazu Prämisse 3).

 

- Umdenken?

In der Quantenphysik gibt es im Standardmodell als kleinste Bausteine der Welt die "Quarks" und die "Leptonen". Um die Wechselwirkungen unter den Teilchen erklären zu können, werden weitere "Teilchen" postuliert: Bosonen (Austauschteilchen). Sie sollen für die Übertragung der Kräfte verantwortlich sein, mit denen sich die Quarks und Leptonen beeinflussen und verbinden. Kurz: Es existiert aktuell ein Weltbild von "herrschenden Teilchen" mit "dienenden Wechselwirkungen", damit Teilchen sich verbinden oder abstoßen können.

Wie wäre es aber, dieses Weltbild umzudrehen und die Wechselwirkungen, also die zugrunde liegenden Kräfte im Universum, als "herrschend" zu betrachten? Durch im Raum existierende unterschiedlich wirkende Kräfte entstehen Teilchen. Wie kann man sich das vorstellen?

Beispiel: Beobachten wir einen Fluss, dann können wir im Fluss erkennen, dass sich an bestimmten Stellen durch unterschiedliche Strömungen Strudel bilden. So ein Strudel könnte als vorübergehendes "Teilchen" betrachtet werden, doch es ist eine "fließende Form". Genauso eine Kerzenflamme - sie ist eine "fließende Form". Was wäre, wenn jedes "Teilchen" eine "fließende Form" wäre, die sich durch die Kombination unterschiedlicher Kräfte im Raum für eine Zeit bildet?

So könnte man sich auch den "Welle-Teilchen-Dualismus" in der Quantenphysik erklären. Ein Teilchen könnte ein "Strudel" sein, der sowohl Teilcheneigenschaften zeigt, weil der Strudel in seiner Strudel-Form ein Teilchen bildet (siehe dazu auch die Strudelform der Galaxien im Weltall, die aus der Ferne für das menschliche Auge wie ein heller "Punkt" aussehen), jedoch gleichzeitig schwingt (sich dreht, einen "Spin" hat, der zweidimensional betrachtet eine Welle abbildet). Aktuell versucht man u. a. den Weg zu gehen, "den Begriff des punktförmigen klassischen Teilchens ganz aus der Quantenmechanik zu eliminieren und die beobachteten Phänomene nur mit Wellenpaketen aus Materiewellen zu erklären." (= Mini-Strudel!) (Zugriff Wikipedia am 18.9.2024)

Ich lade dazu ein, auf diese Weise einmal probeweise umzudenken und zu schauen, ob eventuell dieses Umdenken zu neuen hilfreichen Erkenntnissen führt.

Übertragen wir dieses Umdenken auf unser Menschsein:

Es gibt in den Fachgebieten "Psychologie" und "Coaching" mehrere Denkmodelle, in denen von verschiedenen Ich-Zuständen eines Menschen gesprochen wird (Paul Federn). Die Ego-State-Therapie (John & Helen Watkins) arbeitet mit inneren Ich-Anteilen. Die Sichtweise des "inneren Teams" lädt dazu ein, seine Innenwelt in Anteile aufzuteilen (Friedemann Schulz von Thun). Viele reden vom "inneren Kind", das meist ebenso als "innerer Anteil" behandelt wird.

Auf der Website der sysTelios-Klinik ist folgender Text zu finden (Zugriff am 16.9.2024): "Aus hypnosystemischer und neurobiologischer Sicht besteht unsere Psyche aus vielen inneren Anteilen. 'Auf der einen Seite möchte ich dies, auf der anderen aber das' oder 'du bist heute so ganz anders' sind Beispiele umgangssprachlicher Entsprechungen für innere Anteile, die wir im Laufe des Lebens als Antworten auf unzählige erlebte Situationen und einen möglichst stimmigen Umgang mit unterschiedlichen Kontexten entwickelt haben."

Man kann in diesem Abschnitt erkennen, dass für die Beschreibung von Anteilen eine "Bestrebung" ('Auf der einen Seite möchte ich dies, auf der anderen aber das') und eine "Wertung" ('Du bist heute so ganz anders') formuliert werden. Beides sind übrigens Aspekte einer "Spieler-Rolle", die nach einem oder mehreren Zielen strebt und dabei zielbezogen wertet.

Mit dem umgedrehten Denkmodell als Grundlage, dass Kräfte und damit auch Bestrebungen, Wünsche, Ziele, Bedürfnisse, Absichten etc. die herrschende Basis des Lebens darstellen und sich daraufhin "fließende Formen" bilden, kann man folgende Sichtweise entwickeln:

Zuerst existieren unerfüllte Wünsche oder Bedürfnisse (neutral: Bestrebungen). Und solange ein Wunsch existiert (und wegen anderer Bestrebungen im Umfeld seine Erfüllung noch nicht erreicht hat), bildet sich um ihn herum eine "fließende Form", eine (Verhaltens-)Struktur, die so lange existiert, bis das Ziel erreicht, der Wunsch oder das Bedürfnis erfüllt, die Bestrebung vollendet ist.

Auf diese Weise kann ein "innerer Anteil" betrachtet werden als eine innere Verhaltensstruktur, die sich als Folge einer unerfüllten noch nicht vollendeten Bestrebung gebildet hat und der Zielerreichung dieser Bestrebung dient.

Schauen wir auf diese veränderte Weise auf uns selbst, dann geht es nicht mehr darum, mit inneren Anteilen umzugehen, sondern das unerfüllte Bedürfnis zu suchen, die noch nicht vollendete innere Bestrebung zu erforschen. Diese Bestrebung kann man dann entweder nachträglich erfüllen (real oder symbolisch durch Imagination) - oder man kann sie aufgeben, wenn man erkennen konnte, dass diese Bestrebung aus heutiger Sicht keinen Sinn mehr macht. Sie hatte sich in der Vergangenheit gebildet und ist bis heute aufrecht erhalten worden, obwohl inzwischen der Grund verschwunden ist, der damals zu der Bildung dieser Bestrebung geführt hat.

Ist ein Ziel erreicht, ein Wunsch erfüllt, eine Bestrebung vollendet, dann löst sich die dazugehörige Verhaltensstruktur auf - und bildet sich erst dann auf ähnliche Weise wieder, wenn ein neues ähnliches Ziel verfolgt wird.

Ich habe zum Beispiel einen inneren Anteil, den ich meinen "inneren Koch" nenne. Der kommt alle paar Tage zum Vorschein und steuert mein Verhalten, indem ich in die Küche gehe und meiner Frau und mir etwas koche. Ist das Essen fertig gekocht, verschwindet dieser innere Anteil wieder und mein kochendes Verhalten beendet sich. Dahinter steckt mein Wunsch, dass wir beide kulinarisch etwas genießen dürfen und satt werden.

Oder ich habe einen Toilettengang-Anteil in mir, der mehrmals täglich zum Vorschein kommt ...

 

Weiterführende Links

Text (ca. 12 Min. Lesezeit): "Bestimme dein Leben selbst"

Video (Youtube 29 Min.): "Folge deinem Ziel" - "Müssen" oder doch "Wollen"?

Video (Youtube 15 Min.): "Wünsche regeln?!" - Wie du deine Problemgefühle steuerst

Video (Youtube 11 Min.): "Ziele erforschen?!" - Deine Wünsche sind deine größte Kraftquelle

Text (ca. 15 Min. Lesezeit): "Erlaube dir und anderen, auf natürliche Weise zu (be)werten"

Langer Text über unsere klare Menschenwürde (PDF-Datei): "Deine Menschenwürde"

 

 

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